Astus 20.1

Autor: Klaus Ehm

Wie sicher die meisten von uns wissen, hat unser Vereinsmitglied Christoph Wentland seit Anfang diesen Jahres mit seiner Firma Yacht-Netze die Vertretung für Corsair in Mitteldeutschland (PLZ 3, 4, 5) übernommen.

Er bietet die gesamte Corsair-Palette an. Gleichzeitig hat er die Generalvertretung für ASTUSBoats aus Frankreich übernommen. Die Astus- Boote werden in Frankreich in der Bretagne seit einigen Jahren gebaut. Insgesamt mehr als siebzig Einheiten sollen auf dem Wasser sein. Diese Schiffe sind einfache und sehr robuste sog. Daysailer, die für das anspruchsvolle Segelrevier der bretonischen Küste konstruiert wurden, mit einem sehr guten Geschwindigkeitspotential. Christoph hat, nach eigener Aussage, den Astus 16.1 schon mit 15 kn geloggt, den Astus 20.1 mit über 17 kn. Beides sind Daysailer mit Schlupfkajüte, die beim Astus 16.1 eine kleine Einzelkoje bietet, beim Astus 20.1 eine kleine Doppelkoje mit etwa 120 cm Breite.

 

Der Astus 20.1 hat ein selbst auslösendes Klappschwert, der Astus16.1 hat kein Schwert, sondern bezieht seine Lateralfläche aus spitzen Kielen an den Schwimmern, ähnlich wie bei einigen Strandkats. Das macht ihn speziell tauglich für etliche wirklich flache Binnenreviere, wie z.B. Dümmer, das Steinhuder Meer und viele mehr. Aber auch an der Küste sollen sich beide Schiffe, ihrer Herkunft entsprechend, gut bewährt haben.

Diesen Sommer hatte ich die Möglichkeit Christophs Demoboot, einen ASTUS 20.1, vor Fehmarn Probe zusegeln. Das 6,10m lange Boot ist auf dem Trailer 2,55mbreit, wie die Corsairs/ Farriers und expandiert nach dem Rohr-in-Rohr-System auf 3,88m. Mit unter 400kg Leergewicht ist es ein Leichtgewicht, was selbst von einem Kleinwagen leicht zuziehen ist. Mit dem ebenfalls aus Frankreich importierten, gebremsten Einachs-Kipprahmentrailer ergibt sich ein Trailergewicht von ca. 650kg.

Burgstaaken/ Fehmarn ist seit über 10 Jahren Christophs Heimathafen. Auf dem recht einfachen Gelände der Weilandt-Werft stand das Boot auf dem Trailer. Zuerst wird, noch auf dem Trailer, der Alu-Mast von Hand gestellt. Schnell ließ sich das Boot zu Wasser bringen: Ruder und Motor sind natürlich montiert, sodass wir nur noch slippen mussten. Dank des Kipprahmentrailers müssen die Trailerachsen nicht ins Wasser, sie bleiben trocken. Auf dem Wasser wird dann pro Beam ein Bolzen gelöst, danach schieben wir jeweils den Schwimmer von Hand auf Segelbreite hinaus. Dank Teflonbuchsen in den Rohren funktioniert dies sehr gut. Verriegelungsboxen wieder einschieben, auf der anderen Seite sinngemäß. Insgesamt haben wir ca. 15 Minuten benötigt.

Der 3,5 PS Johnson-Zweitakter ist reichlich dimensioniert, dementsprechend erreichen wir 7kn Marschfahrt. Noch im Fahrwasser, wir haben ungefähr halben Wind mit 15-20kn aus Ost, setzen wir das Groß mit 16qm. Wir rollen die 7 qm Fock aus und verlassen unter Segeln mit 8-10kn den Burger-Binnensee. Mit diesem Speed überholen wir natürlich die motorenden Einrümpfer und müssen bei Gegenverkehr entsprechend acht geben. In der Hafeneinfahrt treffen uns die ersten Wellen und wir müssen hoch ran. Der Speed geht auf 6kn zurück und es gibt etwas Spray. Weiter draußen können wir wieder abfallen und nehmen wieder Speed auf. Ohne Landabdeckung trifft uns der volle Wind und wir müssen aufmerksam segeln. Eigentlich wäre jetzt ein Reff fällig. Da Christoph natürlich die Geschwindigkeit des kleinen Schiffes vorführen möchte, verzichten wir vorerst darauf und arbeiten intensiv mit der Großschot. Aufgrund der relativ geringen Schiffsbreite müssen wir in den Böen reichlich aufmachen und Obacht geben. Belohnt werden wir mit Geschwindigkeitsspitzen von 16 kn. Dabei kommt dann wieder einiges an Spray über. Die Wende klappt, wie bei den meisten leichten Trimaranen, problemlos. Nachdem der erste Enthusiasmus gestillt ist, binden wir doch ein Reff ein. Die Geschwindigkeit geht auf 12-14kn zurück, aber dafür kommt jetzt fast kein Spray mehr über und alles entspannt sich. Ein Bedienen der Schot ist kaum noch erforderlich. Die Folien-Segel (Sonderausstattung), die Christoph aufgrund seiner positiven Erfahrungen bei den Corsair- Trimaranen gewählt hat, stehen auch mit Reff 1A. Aufgrund der Windstärke verzichten wir auf Down-Wind Experimente mit dem 23qm Gennaker.

Bei diesem Ostwind hat sich eine recht ordentliche Welle aufgebaut, immerhin haben wir freie See bis Bornholm – doch das Schiffchen liegt angenehm in der Welle und wird auch von etwas größeren Wellen kaum aufgestoppt. Es gleitet wegen des geringen Gewichtes eher darüber hinweg. Auf dem Rückweg überholen wir grinsend eine 42Fuß-Yacht. Wieder an der Rampe ist das Schiff ebenso schnell aus dem Wasser geslippt wie vorher hinein gesetzt. Im Cockpit des 20.1 finden 4-5 Erwachsene Platz. Anders als bei einem offenen Kat braucht man hier keine Akrobatik auf einem flachen, nassen Trampolin zu leisten, sondern ersegelt sich hohe Geschwindigkeiten bequem sitzend im relativ trockenen Cockpit.

Die Schlupfkajüte ist zwar recht eng, aber mit 120 cm Kojenbreite doch zu beschlafen, insbesondere von jüngereren Crews. Sie bietet ordentlichen Stauraum für Segel, Gepäck, Zubehör oder kann auch mal Kinderspielplatz sein. Für 1-2 Tage, übers Wochenende (Regenplane über dem Cockpit bei Schlechtwetter) lassen sich durchaus Touren mit Camping-Charakter machen. Insgesamt ist das Boot recht einfach ausgestattet, bietet aber mit dem geräumigen Cockpit, der Schlupfkajüte und relativ kleinem Einstiegspreis sehr lebendigen Segelspaß und einen guten Start ins Trimaransegeln.

Basis-Boot ab 19.800 Euro. Weitere Infos über Christoph Wentland, www.yacht-netze.de, info@yacht-netze.de. Tellefon (0162) 3310487. Auf der Bootsmesse Berlin wird das Schiff am Vereinsstand ausgestellt.